Zum Stand der Synoptischen Frage
Symposium an der Bergischen Universität Wuppertal
Mit der Unterstützung des Fachbereichs A und der Stadtsparkasse Wuppertal veranstaltete der Lehrstuhl für Biblische und Historische Theologie (Prof. Dr. Uta Poplutz) am 19. Mai 2015 ein bibelwissenschaftliches Symposium „Zum Stand der synoptischen Frage“. Im Mittelpunkt stand die methodologische Grundsatzreflexion über eine der zentralen Fragestellungen neutestamentlicher Exegese, nämlich der Bestimmung des literarischen Verhältnisses, in welchem die Evangelien nach Matthäus, Markus und Lukas zueinander stehen.
Als Initiator der Veranstaltung konnte AR Dr. Wolfgang Grünstäudl nicht nur Fachkollegen des Instituts für Evangelische Theologie und der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel, sondern auch zahlreiche interessierte Studierende beider Theologien begrüßen. Im Rahmen seines Gastvortrags („Minor Agreements als irreführende Kategorie. Methoden und Resultate einer neutralen Vergleichung der synoptischen Evangelien“) stellte Prof. Dr. Werner Kahl (Universität Frankfurt) aktuelle Entwicklungen in der Forschung am synoptischen Problem vor und votierte für ein Alternativmodell (Farrer-Hypothese) zur gegenwärtig weitgehend akzeptierten Zwei-Quellen-Hypothese.
Zwei Workshops widmeten sich dann stärker konkreten Einzelfragen der Auslegung: PD Dr. Hildegard Scherer (Universität Bonn) identifizierte dabei innerhalb der nur dem Matthäus- und dem Lukasevangelium gemeinsamen Texttraditionen ein kohärentes Geflecht distinkter sozialer und familialer Rollenmuster („Wer sind wir, und wenn ja, warum? Soziale Identifikation im Material der Traditio duplex“). Dipl.-Theol. Matthias Berghorn (Bergische Universität Wuppertal) verdeutlichte hingegen die Gemeinsamkeiten der matthäischen und lukanischen Kindheitserzählungen und stellte auf diesem Hintergrund die Frage nach Möglichkeit und Plausibilität von Berührungen zwischen diesen Texten bzw. den ihnen zugrundeliegenden Traditionen („‚Buch der Genesis Jesu Christi‘. Die Genealogien Jesu bei Mt und Lk und ihre gemeinsame Tradition“).
Das intensive Arbeitstreffen, das zum Teil sehr kontrovers, immer aber konstruktiv und freundlich geführten Diskussionen reichlich Platz bot, führte zu einer Reihe neuer Forschungskooperationen und der gemeinsamen Absicht der Teilnehmenden, auch weiterhin über die Grenzen der unterschiedlichen Paradigmen hinweg miteinander im Gespräch zu bleiben.